FIGUREN DER ABSAMER MATSCHGERER


Die Hexe

 

Die ursprünglichen Gestalten der Matschgerer, Muller und Huttler der Marthadörfer dürften wohl die dämonischen Hexen und Zottler gewesen sein, die uns auch an die Perchten in anderen Alpengebieten erinnern und den zentralen Sinn dieses Brauches am nächsten kommen: dem Winteraustreiben, dem Frühlings-Erwachen und dem Fruchtbarkeitskult. Das Matschgerertreiben wird heute vor allem in den Gasthäusern, bei Ballveranstaltungen und den nahezu jährlichen Umzügen dargeboten. Es beginnt mit dem Auftritt der Hexen, die den Platz frei machen für die folgenden Zottler, Tschaggerler und Tuxer. Mit Reisigbesen kehren sie den Platz und oft auch die Schuhe der umstehenden Zuschauer, sie „kehren das Böse weg“, sind aber auch etwas tückisch, wenn sie den Zuschauern einen extra stark angesetzten Bärlauch-Schnaps oder einfach Salzwasser anstatt dem traditionellen Schnapsl anbieten und geben ihrer Freude lautstarken Ausdruck, wenn das angebotene Getränk dem Trinker zusetzt.

Sonst begehen die Hexen keine Grobheiten, ihr Werkzeug ist der „Reisigbesen“ und die Schnapsflasche – sie sind gewissermaßen die Stimmungsmacher für den folgenden Ablauf jedes Matschgererauftrittes. Das „Gwand“, also die Bekleidung der Hexe, besteht entweder aus einer alten Tiroler Tracht, zum Beispiel dem Boarischen Gwand also bäuerlichem Gewand, oder sie ist ganz einfach in Lumpen gehüllt, auf keinen Fall fehlt das Fransentuch, das mit Maske, Hut und angenähten Haaren ein ganzes bildet.


Der Zottler

 

Die wohl wichtigste Figurengruppe der Matschgerer, neben den Tuxern sind die Zottler. Dämonisch, in abgezirkelt wirkenden Bewegungen treten sie lärmend, stampfend und springend auf. Ausgerüstet sind sie mit einer Geißel- einem gezopften Hanfseil, das noch mit einem dünneren Hanfstrick umflochten ist und ursprünglich das Zugseil eines Pferdegeschirres war. Die Zottler stellen einerseits wilde Winterfiguren dar, schwerfällig und grimmig – die dunklen Mächte. Andererseits aber sind sie jene Gestalt, die mit dem „rituellen“ Mullerschlag, dem „Abmullen“, den mythischen Fruchtbarkeitskult ausüben. Im Grunde ist dies das wichtigste Ereignis dieses Brauchtums, alles andere bildet den Rahmen dazu.

Die Zuschauer freuen sich, wenn sie ein Zottler für den „Mullerschlag“ auserwählt hat. Bei Männern wird mehr oder weniger sanft oder auch mehr oder weniger kräftig mit der Hand die Schulter berührt – das „Abmullen“ soll Glück und Fruchtbarkeit vermitteln. Den Frauen fährt der Zottler mit der Hand durch das Haar und zerzaust es. Auch das ist mit der gleichen Symbolik, „Fruchtbarkeit, Gesundheit, gutes Gedeihen“ verbunden. Manche Zottler lassen die Geißel „schnöllen“. Wieder andere, die müssen allerdings schon besonders gelenkig und sportlich sein, machen den „Frosch“. Hierbei beugt der Zottler kniend seinen Oberkörper nach hinten, bis er mit der Schulter den Boden berührt- wobei die Absamer noch eine Besonderheit haben und sich damit von den Thaurern und Rumern unterscheiden: In Absam wird nur das rechte Bein in kniende Stellung gebracht, der linke Fuß wird waagrecht am Boden ausgestreckt. Eine nahezu artistische Verrenkung.

All dies geschieht unter großer Lärmentwicklung, mit kehligen Rufen und Schreien der Zottler. Ein wahrhaft archaisches Fest, das noch durch die finsteren Larven und die Bekleidung der Zottler unterstrichen wird. Ernst und düster sind die Larven, verbunden mit einem mit Fuchsfell, Blumen und Federn geschmückten Hut. Und ein „Gwand“, das mit vielen „Zotteln“ versehen ist.

Die Zottler hatten in früheren Jahrzehnten einen einfacheren Federnschmuck, nur einige am Hut, rückwärts hinausstehende, Hahnen- und Pfaufedern. Heute hingegen gibt es außer diesen, als „Barkopferten“ bezeichneten Zottlern, überwiegend die Zottler mit dem „Radl“ am Hut. Das ist ein auf der Seite des Hutes angebrachter, aus Pfauenfedern prächtig gestalteter Fächer. Larven und Kleidung sind oft seit vielen Generationen im Besitz der Familien und werden immer wieder weiter vererbt und getragen. Die Zotteln des „Gwands“ haben in Absam eine ganz besondere Eigenheit, die an die industrielle Textil-Vergangenheit Absams erinnert. Die alten Zottler haben noch jene Wachsfransen als Zotteln, die aus einem Abfall-Produkt der 1984 geschlossenen Textilfabrik Herrburger & Rhomberg hergestellt wurden.


Der Tschaggeler

 

Die „Tschaggeler“, manchmal wird auch Zaggeler oder Jaggeler geschrieben, haben einen blauen Anzug mit farbigen Quasten- „Taschaggeln“. Er hat einen Ranzen und am Hut hat er, wie der Zottler, ein Fuchsfell und ebenfalls ein „Radl“, aber nicht aus Pfauenfedern, sondern aus schwarzen Hahnenfedern. Statt der Geisel hat er eine Weidenrute –Symbol für das werdende Frühjahr, ist die Weide im Frühjahr doch eine jener Pflanzen, die zuerst Knospen treiben. Im übrigen führt der Tschaggeler die gleichen Muller-Rituale aus wie der Zottler. Mit Hilfe der gebogenen Weidenrute werden die „Abzumullenden“ eingefangen.


Der Klötzler

 

Zu den neueren Figuren der Matschgerer in Absam gehören die Klötzler und Flitscheler. Im Grunde sind sie eine Version der Zottler. Der Klötzer hat statt Fransen viele Holzklötzchen aufgenäht, die beim Aufspringen ein klapperndes Geräusch erzeugen. So wie der Tschaggeler hat auch der Klötzler eine Weidenrute.



DER Fleckler

 

Eine interessante und durch seine Kopfbedeckung besonders auffallende Maske ist der „Fleckler“. So benannt, weil sein Anzug über und über mit vorwiegend bunten „Stoff-Flecken“ versehen ist. Der „Fleckler“ ist eine alte Figur, die an die oft kargen und armen Zeiten erinnern soll, in denen die Kleidung der einfachen Leute oft nur aus Stoffresten zusammengenäht war.

Ein auffallendes Merkmal, das ihn weithin sichtbar macht, ist aber seine hohe spitze Mütze, ebenfalls mit Stoff-Flecken benäht. Diese „Spitzmütze“ soll von den „Zieler-Buben“ stammen und ist eine Reminiszenz an die alte tiroler Tradition des Scheiben-Schieß-Sportes. Es war früher, so bis zum 1. Weltkrieg, in den Dörfern üblich, dass die Männer, schon wegen ihrer Wehrfähigkeit, aber auch aus Freude, dem Scheiben-Schießen huldigten. Am Schießstand waren, bei den Ziel Scheiben in der Scheibengrube, die „Ziel-Buben“, die mit Stäben die Treffer auf der Scheibe anzeigten. Zu ihrem Schutz hatten sie hohe spitze Mützen auf, die sie deutlich sichtbar machten, damit die Schützen bei ihrem Auftauchen aus der Scheibengrube sofort das Schießen einstellten. Der Spitzhut war also ein Sicherheitsmerkmal, ein Warnsignal.

Auch der Fleckler hat eine zirka ein bis eineinhalb Meter lange Weidenrute zum Einfangen der Leute. Er biegt sie zusammen, hält sie an beiden Enden und zieht die betreffende Person, die er „abmullen“ möchte, zu sich heran, indem er die Weidenrute über dessen Kopf und Hals stülpt.

Nach dem "Abmullen" – und dies machen alle „Muller“ – bekommt der "Abgemullte" einen Schluck Schnaps aus der Flasche angeboten. Frauen und Kinder erhalten Zuckerln – bei Kindern wird der Muller-Schlag normalerweise nur angedeutet. In früherer Zeit wurde übrigens kein Schnaps gereicht, sondern es kamen Äpfel und Nüsse zur Verteilung.


Der Flitscheler

 

Die jüngste Figur dürfte aber der Flitscheler sein. Er heißt Flitscheler, weil sein Kostüm mit „Türkenflitschen“ behangen ist. Türkenflitschen sind die getrockneten Blätter, die den Maiskolben umgeben. Die Figur erinnert daran, dass einst in Absam umfangreicher Maisanbau betrieben wurde. Noch heute wird Mais in kleinerem Umfang angebaut. Der Maisanbau hat in Absam auch die Architektur der Bauernhäuser wesentlich beeinflusst. Noch heute kann man an manch original erhaltenem Bauernwohnhaus die Giebel mit den waagrechten Stangen für die Trocknung der Maiskolben sehen. Bei einigen Häusern sind sogar noch Maiskolben aufgehängt.

An diese Tradition erinnert der Flitscheler. Dessen Figur wurde erstmals- mit einer Larve von Karl Obleitner – von dem 1957 im Alter von 21 Jahren bei einem LKW-Unfall verstorbenen Peter Fischler verkörpert. Seitdem gehört der Flitscheler zum fixen Bestandteil der Absamer Matschgerer – gewissermaßen auch in Erinnerung an den so früh verstorbenen Matschgerer- Freund Peter Fischler. Das Kostüm muss immer wieder, wegen der kurzen Bestandsdauer der getrockneten „Flitschen“, erneuert werden.


Der Tuxer

 

Mit den Hiatl- und den Spiegeltuxern treten die heiteren, lustigen Figuren in den Reigen des Fasnachts-Treibens. Begleitet von Musik, einem Ziehharmonika-Spieler bringen sie nach den derben und dämonischen Zottlern, den „Sonnenschein“, die fröhliche Fasnachtsstimmung. Die fröhlichen und jugendlichen Tuxer, vor allem aber die Spiegeltuxer mit ihrem prachtvollen Kopfschmuck, erinnern an den festlichen Almabtrieb im Herbst. Irgendwann, vielleicht erst im Laufe des 19. Jahrhunderts, dürften diese Fasnachtsgestalten zu den alten Figuren der hiesigen Fasnacht hinzugekommen sein. Jedenfalls vor über Hundert Jahren, auf den Fotos des Volkskundlers Wilhelm Hein aus dem Jahre 1897, sind die Tuxer und Spiegeltuxer bei der Rumer Fasnacht, in der gleichen herrlichen Pracht wie heute, schon abgebildet.

Die Tuxer vermitteln eine heitere Stimmung, wenn sie springend, tanzend und schuhplattelnd ihre Aufführungen bei den Umzügen darbieten, vor allem aber bei den Besuchen in den Absamer Bauernhäusern, den Gaststätten und bei den Bällen. Es gehört zu den Traditionen in Absam, es sind keine geschriebenen Regeln, sondern basiert einfach auf mündlicher Überlieferung, wenn jeweils an den Dienstagen die Bauernhäuser, Donnerstags und Samstags die Gasthäuser abends besucht werden. Es mag heute durchaus als touristische Attraktion empfunden werden. Aber sie wird von den Absamer Männern und Burschen nicht deshalb gemacht, sondern in Absam ist es eine Familientradition, in der Fasnacht als Zottler, Tuxer oder sonst in einer Traditionsmaske auszurücken. So wie es selbstverständlich ist, Weihnachten und Ostern zu feiern, so gehört die Absamer Fasnacht, das Matschgern ebenso zu den selbstverständlichen Festen des Jahres. Neben den nahezu intimen Privat-Veranstaltungen in den Bauernhäusern, gibt es alljährlich noch am Fasnachtssonntag einen Umzug, an dem nur Absamer Matschgerer und Bürgermusikanten teilnehmen und in größeren Abständen, so alle vier bis fünf Jahre, findet ein großer Festumzug statt, mit Einladung der Matschgerer, Huttler und Muller aus den benachbarten MARTHA-Dörfern und aus Mils. Im Gegenzug nehmen auch die Absamer an den Umzügen z.B. in Rum, Mils und Thaur teil.

Das Kostüm des Tuxers entspricht weitgehend der Zillertaler Tracht, mit kurzer Lederhose, Wadelstutzen, gestickten Hosenträgern, der grauen Trachtenjoppe und dem niederen Zillertalerhut, geschmückt mit Spielhahn- und weißen Hahnenfedern, Draht und Seiden-Blumen und goldenen Quasten. Zur weiteren Ausstattung gehören neben einem grünem Trachtentuch, das wie eine Krawatte getragen wird, ein schöner Federkiel gestickter Ranzen und als besondere Zierde eine wertvolle Silbertaler-Kette. Die Larve stellt ein liebliches, jugendhaftes Gesicht dar- eigentlich passt der Ausdruck „Larve“ gar nicht zu dem fröhlichen Gesicht.


DER WEIßE

 

Die Figur des Weißen ist aus dem Tuxer heraus entstanden. Auch diese Figur soll das herannahende Frühjahr symbolisieren.

Das Kostüm des Weißen entspricht weitgehend dem des Tuxers mit Ausnahme, dass der Weiße anstatt der Lederhose eine weiße Leinenhose trägt und zusätzlich auf der Schulter ein großes Fransentuch, ähnlich dem des Spiegeltuxers, am gestickten Hosenträgern angebracht ist. Die weiße Leinenhose ist mit Bändern, farbigen Quasten- „Taschaggeln und Glöckchen verziert. Der Kopfschuck ist wie beim Tuxer.

Ein besonders Merkmal des Weißen ist seine lange Weidenrute auch öfters Ulrich-Strauch Rute. Diese Ruten sind Symbol für das werdende Frühjahr, ist doch die Weide im Frühjahr eine jener Pflanzen, die als erste Knospen treibt. Mit dieser gebogenen Rute fängt er einerseits die „Abzumullenden“ ein und andererseits springt er akrobatisch wie beim Springschnurhupfen durch sie hindurch.

Oft sind Weiße auch in der Jugendgruppe zu sehen, da viele von ihnen im elterlichen Haus eine Tuxerlarve besitzen und nicht jeder die Kunst des Schuplattelns, die zur Ausübung des Tuxers notwendig ist, beherrscht.

In der Vergangenheit ist es sogar vorgekommen, dass unser Ehrenmitglied Karl Obleitner mit dem Spiegeltuxer eine Weiße Hose ähnlich wie in Thaur die Halbweißen unterwegs war.

Abschließen ist noch zu sagen, dass der Weiße auch eine färbige Auflockerung zwischen Zottler, Tschaggeler und Tuxer darstellt, und so den Auftritt der Matschgerer optisch aufwertet.


Der Alte

 

Das Alt-Boarische Paarl verkörpert in ihrer Darstellung ein Paar, dass schon etwas in die Jahre gekommen ist. Ihre Bewegungen sind schon etwas langsam und schwerfällig, wie es eben bei älteren Leuten ist. Sie führen dem Publikum einen alten Figuren-Tanz vor, bei dem der männliche Teil auch zwischendurch "plattlt". Der das Paar begleitende "Ziachorgler" spielt dazu die Melodie. Natürlich wird auch der weibliche Teil, wie in der Fasnacht üblich, von einem Mann dargestellt. Auf ihrem Kopf ist eine für unsere Gegend eher untypische "Fotzelkappe" aufgenäht.

Nicht immer ist der weibliche Teil mit dabei, des öfteren sieht man in der Gruppe der Matschgerer den Alten alleine. In langer Lederhose, weißen Stuzen, schwarzem Brustfleck, grauem Tuxerjangger und natürlich einem Ranzen um den Bauch, ist er eine stattliche Erscheinung.

Auch der Ziachorgelspieler selbst tritt in letzter Zeit immer häufiger als Alter auf. Früher waren sie mehr als Zottler oder Taschaggerler zu sehen.


Der Spiegeltuxer

 

Die prächtigste und teuerste Figur ist wohl der Spiegeltuxer. Sein Auftreten und sein Tanz im Rahmen der Tuxer - Gruppe ist bedächtig und würdevoll. Das hohe Gewicht der Maske, zwischen acht und zwölf Kilo, sowie der hohe Aufbau von bis zu 120 Zentimeter, lassen kaum allzu schnelle Bewegungen zu. Von dem Träger einer Spiegeltuxer Maske wird viel Kraft, vor allem in den Nacken-Muskeln, viel Gleichgewichtssinn und tänzerisches Gefühl verlangt. Sie sind mit ihrem eindrucksvollem Glanz sicher der Mittelpunkt der Matschgerer Auftritte. Der Spiegeltuxer, auch Altar-Tuxer genannt, gehört zu den heiteren Fasnachts-Figuren. Die Larve und der Hut mit seinem Aufbau in Form einer geschmückten Tafel bilden eine Einheit. Im Zentrum des Aufbaues ist ein Spiegel, von dem ausgehend die Verzierungen radial angebracht sind. Der Spiegel ist oft mit Ähren und Blumen umgeben. Rund um den Aufbau ist der äußere Federnkranz aus weißen Hahnenfedern, der innere Federnkranz besteht aus schwarzen Spielhahnfedern. Dazwischen ist die Fläche des Aufbaues mit strahlenden, hellen Verzierungen und Schmuck versehen: Blumen, Perlen- und Goldketten und dergleichen. An der Rückseite sind mehrere kleine Spiegel, eingefasste Silbermünzen und bunte Bänder, an denen früher Salzbrezen befestigt waren, die beim "Abmullen" verschenkt wurden. Er ist ein prächtiger Aufputz, aber auch die Kleidung strahlt mit dem gold gestickten Tiroler Adler auf dem schwarzen Gilet, dem weißen Hemd mit Krawatte Würde aus. Es ist eine teure Würde, die so ein prächtig ausstaffierter Spiegeltuxer ausstrahlt


Der Bär

 

Viel Wirbel und Aufregung, viel Geschrei, Lachen und auch ein bisschen Angst lösen Bären und Bärentreiber bei den Zuschauern aus, wenn sich der zottlige Bär mit wildem Brummen auf die Zuschauer stürzen will und der Bärentreiber versucht, den an der Kette hängenden und zerrenden Bären zurückzureißen. Ein ständiges Zerren und Reißen, Balgen und auf dem Boden Wälzen, wildes Kampfgeschehen nach allen Seiten, Kampf zwischen Treiber und Bär und manchmal auch zwischen den Bären untereinander, wenn mehrere Bären in der Gruppe getrieben werden. In Absam befinden sich mehrere Bären. Vier sind im Vereinsbesitz, einige in privaten Händen. Auch in anderen Dörfern sind schöne Bären, aber nur die Absamer Bären können auch ihr Maul durch einen raffinierten Mechanismus bewegen und sind dadurch lebensechter und noch viel aufregender, wenn sie sich im Kampf auf die Zuschauer stürzen. Und man erinnert an den heute schon legendären Bären, den der Eichater Josef Unterfrauner vulgo „Gstreitl Pep“ in den Nachkriegsjahren so meisterhaft bewegt hat und der so lebensecht wirkte. Er soll weitum der bekannteste Bär gewesen sein. Aber auch ein Bärentreiber aus Absam ging in die Geschichte ein und zwar der Schindl Franz vulgo „Paulerler Franz“.

Die Bärengruppe erinnert an die Landfahrer früherer Zeiten, die mit lebenden Tanzbären durch die Lande zogen und sich zur Schau stellten. Noch in den 30er Jahren traten sie am Haller Oberen Stadtplatz auf. Ältere können sich sicher daran erinnern, wenn diese armen, gequälten und bedauernswerten Bären zur Belustigung tanzen mussten. Noch heute kann man dieses Schauspiel in der Türkei am Lande hin und wieder sehen.


Der Bock

 

Eine für unser Gebiet wohl einmalige Fasnachtserscheinung ist der Absamer Bock. Eine Verwendung findet der Bock oder die Geiß auch in anderen Gebieten Österreichs, ja sogar in anderen europäischen Kulturkreisen in der Fasnacht. Eine derart lange nachweisbare Tradition wie der Absamer Bock ist für unser Gebiet aber einmalig. Im Matschgerermuseum sind 3 Bockreiterlarven ausgestellt. Die neueste stammt aus den 70er Jahren und wurde von Karl Obleitner geschnitzt, bei der mittleren ist der Schnitzer unbekannt. Datiert ist sie allerdings mit dem Jahr 1908. Die älteste Larve diente als Vorgängermodell für die Larve aus dem Jahre 1908, Jahrzahl und Schnitzer sind auch unbekannt. Ob diese Larve überhaupt die älteste ist, mag bezweifelt werden, vielleicht vermummte der Reiter vorher sein Gesicht lediglich mit einem Lederfleck. Ganz eng verbunden ist die Darstellung bzw. Aufführung des Bock`s mit den Salzbergern, den im Salzbergbau tätigen Knappen, welche ihren eigenen Bock hatten. Dieser Bock war nicht aus Holz sondern aus Eisen.


Der Bock stellt einen gehörnten Geißbock dar. Sein Reiter trägt einen roten Mantel, am Kopf eine hölzerne Larve und darüber den Zweispitz. Bock und Reiter stellen eine Einheit dar, der Reiter steht in der Mitte, rundherum ein Gestell, herab hängt ein gegerbtes Geißfell und vorne der hölzerne Bockkopf mit den Hörnern. Die Larve des Reiters könnte einen Schneider nicht trefflicher darstellen. Er hat ein schlankes, langes Gesicht, Brille auf der Nase, keinen Vollbart sondern nur eine zartes Geißbärtchen und ein eigenartiges, etwas hilfloses Geschaue. Dem Schneider Megg Megg in Wilhelm Buschs Max und Moritz nicht unähnlich.

Eine Gruppe begleitet den Bock: der Führer; der Fütterer, welcher mit seiner Futterkrippe am Rücken versucht den Bock zu füttern und dadurch ruhig zu halten und der Melcher, welcher vergeblich versucht den Bock zu melken. Ein Unterfangen, das schier unmöglich erscheint bei einer Geiß ja, aber nicht bei einem Bock.


Das Fasserrössl

 

Eigentlich ist das Fasserrössl ja in Hall beheimatet, dort wo einst die große Zunft der Fassbinder in 24 Betrieben jährlich Tausende von Fässern für den Salztransport hergestellt hat. Die Fassergasse in Hall erinnert an dieses alte Handwerk. Zur Herstellung der Fässer benötigte man, um die Fassdauben zusammenzuhalten, aus Schmiedeeisen gefertigte Fassreifen. Die Schmiede waren also Zulieferer der Fassbinder. Diese Schmiede sind Mittelpunkt der Fasnachtsgruppe des „Fasserrössls“.

Dieser Import aus Hall ist aber schon seit langer Zeit ein Teil der Absamer Fasnacht. Zu Recht, denn Absam war jahrhunderte lang ein Dorf der Hämmer und Schmiede. Den Amtsbach entlang reihte sich Schmiede an Schmiede: Hammer-, Huf-, Wagen- und Waffenschmiede. Es könnte die Geschichte, die der „Fasserrössl-Zeremonie“ zugrunde liegt, auch in Absam passiert sein. Das Fasserrössl war ursprünglich Teil des zeremoniellen Bindertanzes. In Bozen wurden von Gesellen Reigentänze aufgeführt und das „Fasserrössl“ hatte die Aufgabe, die Tänzer zu umkreisen, um Platz für die Tänzer zu schaffen.

Dem Absamer Fasserrössl soll eine andere Begebenheit zugrunde liegen. Kurz die Geschichte: Ein nobler, stolzer Herr ritt einst durch Absam. Da sein Pferd ein Hufeisen verloren hatte, suchte er eine Schmiede auf, um sein Pferd beschlagen zu lassen. Anscheinend hatten aber die Gesellen und Lehrbuben zu tief ins Glas geschaut und sie waren trotz der Bemühung des Meisters nicht in der Lage, das wild um sich schlagende Pferd zu beschlagen.

 

Dann geht es rund: das Pferd ist störrisch und springt herum und schlägt aus, die betrunkenen Gesellen und Lehrlinge werden von ihrem Meister derb angetrieben, er schimpft, verteilt Ohrfeigen und Schläge an seine „untaugliche und betrunkene“ Mannschaft. Ein wildes hin und her, Geraufe, Fallen und Stürzen und dazwischen ein Schluck aus der Schnapsflasche. Trotz aller Bemühungen gelingt es dem Meister nicht, dass seine Männer das Rössl beschlagen. Derb und grob geht es dabei her und Verletzungen und blutende Wunden sind keine Seltenheit.



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