Das Absamer Fasnachttreiben zählt zur großen Gruppe jener Maskenbräuche, die im Westen Deutschlands, in der Schweiz und in weiten Teilen Österreichs fast ausschließlich in katholischen Gemeinden seit dem Mittelalter ausgeübt werden. Während noch im 19. Jahrhundert die Maskierten in kleinen Gruppen von Hof zu Hof zogen und in der Tenne des Hofes ihre Tänze und Sprünge vorführten, entwickelte sich das Treiben der Matschgerer im 20. Jahrhundert zu einem großen Umzug, der im Abstand von wenigen Jahren an einem Sonntagnachmittag durchgeführt wird. Man geht aber auch noch in kleinen Gruppen an Dienstagen in die Privathäuser, an Donnerstagen und Samstagen in die Stuben der Wirtshäuser. Man beginnt auch erst am 18. Jänner in Absam mit dem Fasnachtstreiben, denn am 17. Jänner 1797 erschien das Muttergottesbild in Absam.
Die Matschgerer von Absam bestehen ähnlich dem Mullern der anderen Martha - Dörfern aus drei Hauptgruppen:
1. aus Hexen, Zottlern und Zaggelern
2. aus Flecklern, Flietschelern und Klötzlern
3. als Krönung, aus den Hiatltuxern und dem Spiegel- oder Bandltuxer.
Neben diesen zentralen Gruppen sind auch jene, die sich nicht an so strenge vorgegebene Schritte und Tänze halten, wie zum Beispiel die Einlagen von Bär und Bärentreiber, Fasserrößl, Bock und
„Lall“ nicht zu übersehen.
Die Gestalten der drei Hauptgruppen sind alle berechtigt, die Zuschauer „abzumullen“. Während die Hexe mit einem Besen die Schuhe des Geehrten abkehrt, mullen die Zottler mit der Geißel in der
Hand, viele andere Figuren mit der Weidenrute und die Figuren die den Sommer verkörpern (Tuxer und Spiegeltuxer) nur mit der Hand den dadurch ausgezeichneten Zuschauer ab.
Während Frauen von den Absamern durch ein zärtliches Streicheln geehrt werden, müssen die Männer einen zuweilen kräftigen Schlag mit der flachen Hand auf die Schulter aushalten. Die Hiatltuxer
machen einen Schuhplattler um den Spiegeltuxer herum, der dann selbst schuhplattelt. Eine besondere Ehre ist es, wenn ein Zottler den „Frosch“ macht, eine akrobatische Einlage, und der Hiatltuxer
am Brustkorb des Frosches steht. Der Bär wehrt sich vergebens gegen die Befehle seines Treibers. Mehr Erfolg hat das Fasserrößl – eine Gestalt aus dem Zunftbrauchtum von Hall das beschlagen
werden soll und dabei immer wieder den Hufschmied und seine Gesellen mit einem Fußtritt auf den Boden wirft. Auch der Bock wehrt sich mit Erfolg gegen den Versuch, gemolken zu werden. Die „Lall“,
eine Frau, die ihren Mann im Rückenkorb trägt, ist eine beliebte Gestalt so mancher Tiroler Fasnacht.
Diesem Zug von alten Fasnachtsgestalten schließt sich eine große Zahl von Festwagen mit komischen Aufführungen an, wobei der Inhalt dieser Aufführungen sehr gerne auf Vorkommnisse der letzten
Jahre in Nah und Fern Bezug nimmt.
Die Deutung dieser und ähnlicher Bräuche ist umstritten. Die ältere Literatur führt den Brauch auf einen vorchristlichen Fruchtbarkeitskult zurück. Man nimmt an, dass der Winter und die dunklen
Mächte durch die hässlichen Masken symbolisiert werden. Im Gegenteil dazu sei der Tuxer Symbol des Frühlings. Die neue Literatur sieht in diesen Fasnachtbräuchen eine von der Kirche geförderte
Einrichtung, die gut und böse gegenüberstellen soll.
Sicher ist, dass sich das Gesicht dieser Bräuche im Laufe der Jahrhunderte wesentlich verändert hat und laufend verändert, ein Zeichen vitalen Lebens.